Ein Covidiot auf Inspirationsreise; Tag 5 & 6

  • Zurückgelegte Strecke: Safiental Ein und Aus – Luzern
  • Tagesweisheit: Trachte nach göttlichem Reichtum und nicht nach dem armseligen Flitter dieser Welt. Wer innere Schätze erwirbt, bei dem wird auch äußere Hilfe nicht ausbleiben.
  • Zitat: Die Fesseln der Sinne sprengen und für höhere Sphären reif werden!
  • Die schlechte & die gute Nachricht: Die schlechte Nachricht ist: Du fällst. Kein Fallschirm, kein Netz. Nichts, woran du dich festhalten kannst. Die gute Nachricht ist: Es gibt kein Boden!

Tag 5 & Tag 6, ich erkundschafte das Safiental. Ein Tal, zu dem ich eine persönliche, besondere Verbindung pflege. Vor vielen Jahren hab ich es zum ersten Mal entdeckt. Ich wollte ein kleines Festival besuchen, da ist es mir zu Ohren gekommen. Du, liebes Safiental, und dein dazugehöriges Openair, du wurdest gepriesen, als Ort, der nicht am Arsch der Welt, sondern am Busen der Natur ist. Die Veranstalter haben recht – dein Busen ist wirklich fantastisch. Aber der Busen ist nur die halbe Miete – du als Ganzes bist mir in guter Erinnerung geblieben, so wollte ich wieder kommen – und werde immer wieder kommen. Einfach weil dein Gewand noch so unberührt, so authentisch und so natürlich wirkt und erscheint. Du brauchst keine Implantate, du brauchst kein Silikon, es braucht keine Eingriffe an deinem System – du bist du, und du bist gut, einfach so wie du bist.

Am Mittwoch tuckere ich durch das Tal. Mein erster Stopp ist bei einer Hirschfarm. Genauer gesagt Beni’s Hirschfarm – https://bio-hirschfarm.ch/ – diese wurde 1996 als erste gewerblich betriebene Hirschfarm im Bündnerland erbaut und ist das Zuhause von 70 bis 100 Dammhirschen. Im Sommer ist das Beizli am Donnerstag geöffnet; dann treffen sich hier jung und alt aus nah und fern, kommen zusammen, verweilen und genießen einen schmackhaften Hirsch-Zigeunerspiess oder das Ein oder Andere Gläschen Wein geniessen.

Weiter geht’s taleinwärts. Bald einmal mache ich Halt auf einem kleinen Kiesparkplatz. Wandere durch einen Waldabschnitt, in welchem ich die dritte Textlesung vornehme.

Anschließend geht’s hoch zu Alpweiden und zur Camaner Hütte, von wo aus eine wunderbare Aussicht in beide Talhälften zu genießen ist. Wieder zurück beim Auto entdecke ich eine Straße und ein Schild „Zum See“ – und siehe da, etwas weiter unten wartet ein kleines, fast schon märchenhaftes Seeli. Zu lange schwimmen liegt nicht drin, es ist kalt, sehr kalt. Aber ich habe den See ganz für mich und erfreue mich daran, dort ein paar Stunden zu verweilen und genau so zu baden, wie uns der Schöpfer erschaffen hat. Zurück beim Bus geht’s weiter, ganz zuhinterst in’s Tal nach Wannen um die Tage dann auch zu bleiben. Es hat einen größeren Parkplatz mit ToiToi, Feuerstelle, Brunnen… und einer Bücherkiste. Ho-Ho-ho, Sesam, öffne dich! Ein paar interessante Bücher sind drin. Ich lege eines aus dem Van zurück; gut so, etwas weniger Gewicht, damit ich doppelt so schnell über den nächsten Pass komme. 🙂 Der Platz hier ist gut, sehr gut um zu übernachten. Danach ist nochmal wandern angesagt. Ich wandere, und wandere, und wandere, über offene Alpwiesen, über Stock und Stein, höre die Murmeltiere und versuche mit meinem Wildpflanzen-Buch die Ein oder Andere Alpenpflanze zu erörtern. Kleine Brücken führen zu einem grösseren Wasserfall, der sich furchtlos den Felsen hinunter stürzt.

Es geht weiter Richtung Westen, von wo aus man wohl noch ein ganzes Weilchen bis zum Bärenhorn laufen könnte – über ein Flachmoor mit typischem Pflanzenbewuchs wie dem Wollgras oder dem Fieberklee. Auf dem Rückweg rieche ich Heu. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie hat das Heu eine fast schon magische Anziehungskraft auf mich. Ich tausche mich aus mit einer Bauernfamilie, sie erzählen mir von ihrem Leben. Schön haben sie’s hier!

Abends wird das Lagerfeuer gezündet. Auf dem Menüplan steht Safier Bärlauchbratwurst aus dem Hoflädeli (Ich lieeebe Hoflädelis!) mit einem Kichererbseneintopf – Yammi.

Und dann, nach fast schon Wochen der technologischen Abwesenheit öffne ich mal wieder youtube; Gölä bei Stricker! Ok, schauen wir mal rein. Ich bleibe hängen – einfach köstlich, die beiden. Des Inhalt’s wegen muss man das nicht schauen. Aber sie zwei als Kombi, paßt wie die Faust auf’s Auge. Immer wieder muss ich laut lachen. Das Gespräch ist ziemlich ehrlich und fadegrad. Und, Notiz am Rande: Gölä findet die Maske furchtbar und lässt sich auch nicht impfen – Oha und Bravo!

Danach geht’s auf meinen obligaten Nachtspaziergang. Kopfhörer auf, Hirn aus, Herz an – Musik, ertöne! Ich singe und tanze. Weit und breit kein Mensch. Die purpure Freiheit. Schaue nach oben zu den Sternen; was für eine klare Nacht! Und wie klein wir doch sind! Was ist da oben? Was ist da draußen? Sind wir die einzigen? Gibt es noch mehr Leben? Ich glaube ja, ja doch, da ist noch mehr! Wann kommen sie und retten uns? 🙂

Gut, ich schweife ab. Aber ich fühle mich frei. Frei und erfüllt. Erfüllt und weit weg. Weit weg vom Dreck der da läuft. Ich mache mir Gedanken über dieses Projekt. Ob das „gut“ ist, „gut“ wird. Ob das jemanden interessiert, interessieren wird. Ich lebe etwas in meiner eigenen Welt momentan. Aber das ist gut so, ich bleibe dran, es wird besser werden – die Ideen sind da. Jetzt erst mal machen. Weiter. Und weiter. Und weiter. Gut Ding will Weile haben. Mein Motto für die nächsten Wochen und Monate ist und bleibt: Einfach noch ein bißchen leben. Tag für Tag. Moment für Moment. Ich erfreue mich an Begegnungen mit Menschen. Normalen Menschen. Sollen die oben reden. Und reden. Und reden. In ihren maßgeschneiderten Anzügen und in ihrer Blase. In ihrer Welt und ihrer Blase voller Regeln, Pflichten, Studien und Anweisungen. Anweisungen von weiter oben. Dabei sind sie so weit weg von den Sorgen, Nöten, Ängsten, Bedürfnissen und der Wirklichkeit der Menschen. Ja, was wird unsere Wirklichkeit sein in den kommenden Jahren? Ich schreibe an einem Text aus der Zukunft. Ein interessantes Gedankenspiel – sich ein paar Jahre nach vorne versetzen, der Fantasie freien Lauf lassen und sich ausmalen was ist, was sein wird, was sein könnte. Eine schöne Zukunft ist möglich. Ich möchte einen kleinen Teil dazu beitragen – momentan lebe ich ziemlich egoistisch. Ja, leider. Aber es ist meine Vision, in den kommenden Jahren etwas aufzubauen und mehr zu geben statt zu nehmen. Für andere leben, nicht nur für mich.

Und Stand jetzt? Wir sind mit einem freien Willen ausgestattet auf diese wunderschöne Erde gekommen. Es scheint, als wird sie jetzt gereinigt und geputzt. Gesäubert und erneuert. Viele lassen sich verführen. Aber es gibt sie noch, diejenigen, die ihren eigenen Weg gehen. Im Stillen passiert bestimmt viel Gutes momentan. Wir lassen uns die Freiheit nicht nehmen. Wir werden uns nicht unterjochen lassen. Nein, das werden wir nicht! Und bis dahin werden wir noch ein bisschen leben. Einfach noch ein bisschen leben. Sinnieren. Philosophieren. Und vor allem: Einfach sein. Hier und jetzt. Genau, da. Denn die Welt, die Welt ist bunt. Und die Luft, die Luft ist rein. Atme! Lebe!

Ich fahre nun nach Luzern und in’s Bernbiet für Verabredungen und Verpflichtungen. Am Sonntag oder Montag geht’s weiter. Tuck, Tuck, Tuck…

Wenn’s rundherum still ist, läßŧ zumindest die Musik die Seele tanzen!

The Offspring – The Future is now

Morgen wird das Glas wachsen
Alle Freiheiten die uns teilen
Sie kommen hinter mir her
Flashback 1984
Und jetzt, wer klopft, klopft an deine Tür
Ein Gedanke, der einen Aufruhr anfängt
Sie kommen mir nach
Das Leben jetzt, es ist nicht mehr das Gleiche
Ich bin Eins, aber Funkeln verwandeln sich in Flammen
Wirst du nehmen was in meinem Kopf ist
löscht mich, wenn ich tot bin
Aber die Zukunft, die Zukunft ist jetzt!

Fabian Römer – L_BENSLAUF

Alle Sicherheiten geb‘ ich auf
Weil ich auf meinen Weg vertrau‘
Mann, ich wünsche mir, sie hört nie auf
Die schönste Lücke in mei’m Lebenslauf
Nein, ich schick‘ keine Bewerbung raus
Ich pflück‘ mir ’ne Idee vom Baum
Und ich fülle sie mit Leben auf
Die schönste Lücke in mei’m Lebenslauf

Und kommt der Tag, wo ich was ich mach‘ nur noch Arbeit nenne
Soll’n alle Texte verbrenn’n und der Tourbus-Fahrer wenden
Denn wenn Beruf nicht Berufung heißt, bin ich raus
Sobald der Zug in die Zukunft heizt, spring’n sie auf

Kein gerader Weg hat mich intressiert
Weil gerade Wege nicht existier’n

Und wie kann etwas richtig sein, wenn du doch nichts dabei fühlst?
Wenn Freunde fragen, was ich so den ganzen Tag lang mache
Ist eh schon klar, dass ich dazu nicht viel zu sagen hab‘, denn
Ich lieg‘ auf Wiesen und zelebriere das Garnichtstun
Leerer Kalender, vollgeschriebenes Tagebuch

77 Bombay Street – Karaoke Girl

Du rollst im tiefen Gesang
Lass es sein
Komm, sei meine bittersüße Symphonie
Heile die Welt
lass mich frei
Alle tanzen in den blendenden Lichtern,
aber du, du bringst mich in den Himmel
Du bist mein Karaoke-Girl!

3 Antworten auf „Ein Covidiot auf Inspirationsreise; Tag 5 & 6“

  1. Toll geschrieben, tolle Bilder, tolle Idee! Hoffe, du kannst auftanken und viele wertvolle Begegnungen haben!
    War übrigens eben eine Woche in Adelboden und daher auch in Frutigen im Bioladen und wieder im Chäsegge! Tolle Tipps von dir, merci!

  2. Lieber Gnueheudunge, danke für die Lesung mit der schönen-ernsten Geschichte von dem mutigen Mädchen mit dem Namen M…Aber wo ist es hingekommen, ich wollte gerade den Link weitergeben. Gute Weiterreise

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