Ein Covidiot auf Inspirationsreise; Tag 7, 8, 9 & 10

  • Zurückgelegte Strecke: Kandertal – Interlaken – Grindelwald – Guggisberg – Kandertal – Rüthi
  • Tagesweisheit: Erst wenn das letzte Desinfektionsfläschli leer, die letzte Maske maskiert, die letzte Spritze gespritzt, erst dann wird man merken, das es eben doch NIE um Schutz und Solidarität ging.
  • Zitat: So mühelos wie die Vögel leben, ganz so wie es unser Gefühl uns eingibt.

Nein-Nein, wir sind noch nicht verschollen! Nach einer kurzen Pause haben wir die Straßen wieder unsicher gemacht. Auch wir sind der ein oder anderen Verpflichtung ausgesetzt und daher immer auch mal wieder in der Heimat und vor der Haustüre unterwegs. Ansonsten stand die letzte Woche ganz im Zeichen von „Social Warming“.

Am Montag wagten wir den Aufstieg auf’s Augstmatthorn. Das „Hudu-Wätter“ kann einem ganz schön auf den Sack gehen. Immer nur Sonnenschein und blauer Himmel wäre ja auch langweillig – aber trotzdem, die Aussicht auf dem Augstmatthorn könnte soooo schön sein. Nicht so am Montag. Es war karg, nebelverhangen und fast schon kalt. Dafür war der Auf- und der Abstieg ganz schön abenteuerlich und rutschig. Oben angekommen durften wir bis auf 10 Meter Steinböcke beobachten.

Am Dienstag wanderten wir in Grindelwald. Am Mittwoch im schönen Gantrisch Nationalpark. Daneben begaben wir uns auf ausgiebige Besuchstournee in unserem Heimatkanton. Ob Grossmama, langjährige Freunde auf dem Campingplatz in Interlaken oder Menschen die wir über sieben Ecken und Enden kennenlernen und kennenlernten. Es ist interessant und all diese Begegnungen erfüllen uns mit einem Hauch Inspiration. Es gibt viel zu erzählen und eines haben wir alle gemeinsam: Weit nach vorne zu planen scheint im Moment ein Ding der Unmöglichkeit. Alle müssen wir Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat nehmen, schauen wie sich die einzelnen Puzzleteile ineinander fügen, entwickeln und vor allem gut zu sich selber schauen.

Das sind Tony und Tracey. Sie kommen aus Manchester. Ich kenne sie schon lange und es ist immer wieder eine große Freude, die beiden wiederzusehen. Seit sieben Jahren Jahren vermieten sie auf einem Campingplatz in Interlaken ihre Zelte und hausen dort selber in einem kleinen, bescheidenen Mobil-Home. Immer für die Sommersaison kommen sie in die Schweiz. Im Winter, und sofern es die Umstände zulassen, begeben sie sich auf Reisen oder kehren in ihre Heimat nach Großbrittanien zurück. Diesen Lebensstil pflegen sie seit Jahrzehnten – sie genießen die Abwechslung sehr, für ein klassisches Alltagsleben wären sie wohl weniger geschaffen. So haben sie auch viel von dieser Welt gesehen und immer eine amüsante Geschichte oder Anekdote auf Lager. Wir reden über die „Sausage Roll“, über den „Wanker“ und das Wankdorf, spielen etwas Gitarre und genießen ein paar Köstlichkeiten in kleinem Kreise. Auch Sanne ist mit dabei; eine junge, lebensfrohe Holländerin – auch sie vermieten Zelte, nur für eine andere Firma. Daneben tobt sie sich in der Schweiz mit dem Gleitschirm aus und lernt die Alpen von oben näher kennen. Mit ihrer Arbeit verdient und spart sie hier etwas Geld um dann in den Herbst- und Wintermonaten über’s workaway neue Erfahrungen zu sammeln und an einem schönen Plätzchen gegen Kost und Logis mitzuhelfen. Plattformen wie workaway (http://www.workaway.info) sind für junge und junggesinnte Menschen eine wunderbare Plattform um den eigenen Horizont zu erweitern und ganz nebenbei die Welt und andere Kulturen näher kennenzulernen.

Am Mittwoch traf ich Thomas. Bereits zweiundsiebzig Lenzen auf dem Buckel wirkt er noch fit wie ein Turnschuh. Er hat ein Haus in der Schweiz, eine Farm in Südafrika und ein Grundstück in Ungarn. Bereits mit Mitte zwanzig ist er mit wenig Erspartem von der Schweiz nach Südafrika ausgewandert. Dort hat er verschiedene handwerkliche Arbeiten ausgeführt, eine Setzlingsgärtnerei und schlußendlich eine große, eigene Farm aufgebaut. Lange Zeit lebte er dort unten, bevor er vor ein paar Jahren wieder in die Schweiz zurückkehrte. Nun wollte er endgültig in den Süden. Nun scheint ihm aber die Apartheid einen Strich durch die Rechnung zu machen und so plant er, anstatt nach Südafrika nach Ungarn auszuwandern. Auch er sieht die große Agenda, die momentan Schritt für Schritt durchgezogen wird, und will an einem abgeschiedenen Örtchen und möglichst unabhängig vom Staat etwas aufbauen. An seinem Computer zeigt er mir Bilder und Eindrücke von seinen Safari-Trips – wilde Hunden, Elefanten, Leoparde, Löwen und Nilpferde – beobachtet und aus nächster Nähe aufgenommen. Tiere in der freien Wildnis, einfach wunderschön. Er erzählt mir vom Leben in Südafrika und wir tauschen uns aus, welche Auswanderungsmöglichkeiten es gäbe, welche Länder sich am ehesten anbieten – wo es möglich ist, mit bescheidenen finanziellen Mitteln etwas aufzubauen. Länder wie Ungarn und Rumänien zum Beispiel. Die Globalisierung hat dort, gerade in ländlichen Gegenden, noch weniger Einzug gehalten und die Menschen wissen sich noch selber zu helfen und schaffen es auch, sich zu einem großen Teil selber zu versorgen.

Zu guter Letzt lernen wir am Freitag unseren geschätzten Kollegen Dude kennen. Ein lebendes Lexikon, dessen Plattform ich ungemein schätze; wer an tiefem Wissen und intellektuellen Texten interessiert ist und sich nicht scheut sein Weltbild neu zu entdecken, kann sich auf seinem Portal (https://dudeweblog.wordpress.com) richtig austoben. Der Dude lebte und plante nach Südamerika auszusiedeln und dort ein Autarkie-Projekt zu starten. Dann sind auch ihm allseits bekannte Gründe in die Quere gekommen. Nun überbrückt er erst mal in der Schweiz. Wir tauschen uns aus über die aktuellen Geschehnisse, über den Hirngrill und den Maskenball – dazu erzählt er mir von seinen Erlebnissen in Südamerika und seinem Lebensstil in der Schweiz. Zu viel aus dem Nähkästchen kann und werde ich hier nicht plaudern, da er eine gewisse Anonymität zu schätzen und wahren weiß. Es war ein entspannter Abend mit dem Ein oder Anderen kostbaren Tropfen Obstbrand. Jetzt gehen wir weiter unseren Weg – im Wissen das wir die Welt nicht retten, aber durchaus und abseits vom Strudel noch etwas (be-)wirken können. 🙂

Notiz am Rande: Falls Ihr spannende Menschen / Projekte kennt, lässt es mich gerne wissen, ich besuche sie gerne. 🙂

Jetzt ist schon wieder eine Woche vorbei. Uns hat die Abenteuerlust und das Fernweh gepackt. Wir haben den Sprung über die Grenze gewagt – im Moment ist es noch möglich, ab September wird der Wind dann vermutlich schon wieder ganz anders wehen. So fahren wir der Sonne nach Richtung Osten, dann Richtung Süden, und dann wieder Richtung Osten. Wir wollen schauen und sehen, wie es in anderen Ländern ausschaut, eine Prise Meeresluft inhalieren, eine neue Kultur, Menschen und „Grinde“ fernab von der Schweiz treffen und dem Herbstwetter entlfliehen. Wo wir genau hinfahren und was wir erleben, das werden wir hier auf GnueHeuDunge erzählen.

Wenn’s rundherum still ist, läßt die Musik die Seele tanzen!

6 Antworten auf „Ein Covidiot auf Inspirationsreise; Tag 7, 8, 9 & 10“

  1. „Weit nach vorne zu planen scheint im Moment ein Ding der Unmöglichkeit. Alle müssen wir Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat nehmen, schauen wie sich die einzelnen Puzzleteile ineinander fügen, entwickeln und vor allem gut zu sich selber schauen“

    Das fändi fasch no dä besser Spruch für Tagesweisheite…

    Wünsch Dier dä Chue und dä Sau jedefalls än göttliche Trip ohni Gränz-C-Hoax-Terror as Meer – und nöd vergässe, Meeresbrise und Wälleruusche schicke! M.E. besser und viel viel agnähmer wie Textläsige. 😉

    Cari Saluti – und bis ufem Rückwäg dänn… vergiss nöd dä Summer usem Oschte izpacke und mitbringe, well da isch immerno Novämber im Hochsummer, juhee…

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