Ein Covidiot auf Inspirationsreise; Tag 3 & 4

  • Strecke: Flims – Ilanz – Valendas
  • Persönliche Erkenntnis: Seit Corona verstehe ich die Menschen nicht mehr. Ich verstehe sie einfach nicht mehr. Und ich verstehe auch die Menschen nicht, die wenn man auf einem öffentlichen WC ist, mindestens drei Mal die Türfalle klinken müssen, um wirklich sicherzustellen, das da jemand drin ist. Und wenn man rausgeht, lächelt man sich freundlich an und wünscht sich einen wunderschönen Tag! 🙂
  • Tagesweisheit: Wir bewerten die Dinge wesentlich anders, wenn wir erkannt haben, dass das Universum nichts als ein kolossaler Film ist, und das seine Wirklichkeit nicht in ihm, sondern jenseits von ihm liegt. Fürchtet euch nicht, wir werden beschützt sein!

Am dritten Tag wandere ich frühmorgens zur Ruine Belmont oberhalb von Flims. Der Weg führt durch einen schönen Waldabschnitt vom Parkplatz Fidaz am Waldrand hoch zur Festung – die Geräusche intensiv genieße ich es, den wohltuenden Duft des Waldes einzuatmen. Weit und breit ist noch kein anderer Mensch zu sehen – und das passt ganz gut, so kann ich oben in Ruhe die zweite Textlesung aufnehmen. 🙂

Am Nachmittag widme ich mich nochmals dem technischen. Ich und Technik, das ist etwa das Gleiche wie Alain Berset und Immunsystem. Ich bekomm’s nach unzähligen Anläufen doch noch einigermaßen hin – danach ist nach dem trüben Wetter der letzten Wochen genau eines angesagt: Plitsch-Platsch, auf zum nächsten Gewässer resp. auf zum Caumasse. Was für eine Wunder-Perle der Natur. Aber CHF 19.- Eintritt? Autsch! Da könnte man sich glatt überlegen rüberzuschwimmen… Am See treffe ich Gleichaltrige und wenn man alleine unterwegs ist, schätzt man den Austausch umso mehr, so lasse ich mich auch gerne mal etwas treiben…

Das war dann nicht mehr der Caumasee, sondern ein kleinerer Weiher auf dem Fußweg hoch zum Parkplatz.

Es war ein Tag mit vielen schönen, spontanen Begegnungen. Ob die älteren Damen, die freudig die Kuh an meinem Bus begutachteten und das anschließende Kaffeekränzchen mit dem Thema „Bünzli“ oder „Nicht-Bünzli“, ihre Lebensgeschichten und ihre Erzählungen von früheren Reisen – wie sich Länder wie Nepal über die letzten zwanzig Jahre veränderten. Oder ein längeres Gespräch mit einer kleinen Familie beim Parkplatz. Zu dritt sind sie in einem kleinen Auto unterwegs und campen in darin; es funktioniert einwandfrei, wenn man sich entsprechend einrichtet – und bereit ist, eine Zeit lang auf einen gewissen Komfort zu verzichten. Gespannt lausche ich ihren Geschichten aus Osteuropa, wie sie in der Wildnis Rumäniens von ganz nah und stundenlang eine 9-köpfige Bärenfamilie beobachten konnten. Ein Kleinbär nach dem anderen, immer ein Kopf höher oder kleiner, jeder mit seinem ganz eigenen Charakter. Ihre Augen leuchten als sie davon erzählen und man spürt wie gerne sie daran zurückdenken. Ja, das ist doch das, was das Leben ausmacht – das Erleben, die Geschichten, die Anekdoten. Am liebsten würde ich Fotos machen von den Menschen, die ich antreffe – aber da komm ich mir dann doch etwas spanisch vor. Und stellt euch vor, dann bekommen sie einen GnueHeuDunge-Flyer mit und zuhause stellen sie mit Schrecken fest, das ihre Gesichter auf einem dieser unsäglichen Verschwörungsportale gelandet sind – nein-nein-nein, das kann ich wirklich nicht machen! 🙂

Am Dienstag-Morgen liest mir die Kuh zum Aufwachen kurz die News des Vortags vor. Das BAG habe Kuchen auf dem Bundesplatz serviert. Ich schaue sie mit großen Augen an; wie grosszügig! Der Kuh’s erster Gedanke war: „Kuchen? Ernsthaft? In anderen Ländern gibt’s arbeitsfreie Tage, Eventtickets, Ferien! Und in der wohlhabenden Schweiz wollt Ihr uns mit Kuchen locken?“ Ihr zweiter Gedanke war: „Mhmmm Kuchen, Yammi!“ Und ihr dritter Gedanke war: „Steckt euch euren Kuchen sonst wohin. Ihr könnt auch eine Fondue-Party auf dem Bundesplatz veranstalten. Ihr könnt 5-Gang-Menüs servieren. Ihr könnt Kaviar, Lachsbrötli und edlen Wein auftischen. Ihr könnt Gratis-Ferien, Konzerttickets, Wellness-Gutscheine und Bergbahntickets anbieten. Ihr könnt Helikopter-Geld auswerfen und Ihr könnt uns ein lebenslanges Grundeinkommen zusichern. Ihr könnt Gratis-Villen an der Goldküste am Zürichsee vergeben und Ihr könnt uns mit Lamborghinis, Ferraris und Maseratis zu locken versuchen. Und trotzdem, trotzdem wird es noch immer Menschen geben, die sich nicht erpressen lassen werden. Weil Sie wissen, dass die „Impfung“ nicht sauber ist und die Gesundheit mehr wert als jeder Kuchen oder als jeder andere eurer geschmackslosen Erpressungsversuche!“ Danach hat sie anstatt Kuchen doch wieder Gras gefressen.

Zum Leben im Van werde ich in den kommenden Tagen mal etwas näher berichten. Was ich am meisten schätze, ist diese Freiheit, die Freiheit irgendwo auf einem Parkplatz kurz Halt zu machen – einmal hinten die Küche ausziehen und schnell einen Kaffee oder eine Portion Tortellinis zubereiten. 🙂

Ich begebe mich auf eine Wanderung durch die Rheinschlucht. Die Ruinalta, eine rund 13 Kilometer lange Schlucht entlang des Vorderrheins zwischen Ilanz und der Mündung des Hinterrheins bei Reichenau, ist wirklich imposant. Nicht ganz so spektakulär ist die Wanderung, die meiste Zeit befindet man sich in Waldwegen weit weg von der Schlucht; etwas neidisch beobachte ich die Kajak-Fahrer, die sich mittendrin und voller Adrenalin ihren Weg durch die Schlucht bahnen. Aber ich verzichte auf solche Touren, widme mich dem wandern und kann so dafür etwas kostengünstiger und dafür auch länger unterwegs sein.

Übernachtet wird auf dem Camping in Carrera. Ein ganz hübscher, kleiner Campingplatz in Valendas am Fusse des Safientals. Abends wird mit den Kindern Fussball gespielt, anschließend begebe mich auf einen Nachtspaziergang und plane etwas die kommenden Tage – ich werde Ausschau halten nach schönen, einsamen Plätzchen in der freien Natur. Ja, jetzt wollen wir noch etwas weiter raus, auf-auf, und ab in die Wildnis!

Begegnung des Tages

Wenn’s runderherum still ist, läßt zumindest die Musik die Seele tanzen!

Cr7z – Neue Welt (Schöner Track von einem sehr weitsichtigen Rapper)

Der Verfall unserer Gesellschaft schreitet weiter fort
Die Zukunft war noch weit entfernt
Erinnert Ihr euch? Wir sprachen wie’s einmal wird
Und wenn man nachdenkt, merkt man, dass es bereits soweit ist
Aber irgendwie hat den Switch keiner so richtig mitgekriegt
Lachend geht die Welt zugrunde, lieber noch ’ne Runde zocken
Alle tun es und keiner warnt mehr zur Vorsicht
Ist es purer Wahnsinn, da oben läuft ein neuer Schachzug
Verschwörungstheoretiker gehen mir entsetzlich tief
Um zu sehen, dass etwas schiefläuft, muss ich nicht mal den Rechner bedienen
Ich sah das schon als Kind, und was ich jetzt sehe ist wie
Unser Menschsein gefressen wird vom Biest

Wie betäubt, wir bekommen kaum noch mit, was uns hier hält
Digitalisiertes Freuen, wir finden alles, was gefällt
Und was einmal begann mit dem Teufel und dem Geld
Ist heute die Wand die herunterfällt, betreten wir die neue Welt
Und stehen wir einmal da, wo sie uns sehen, gibt es kein Zurück
Der Mensch wird gläsern, Bequemlichkeit gibt uns einen Chip
Kein Science Fiction, ja, wir sind daran teils selber Schuld
Ich hab‘ dich so geliebt und werd‘ dich nie vergessen, alte Welt

Danit – Cuatro Vientos

Wind, der vom Berg kommt
Wind, der uns die Klarheit bringt
Wind, der vom Meer kommt
Wind, der uns Freiheit bringt
Fliegen, fliegen, fliegen, fliegen
Fliege, flieg, flieg, flieg mit uns
Fliegen, fliegen, fliegen, fliegen
Fliege, flieg, flieg, flieg mit uns!

Züri West – Fingt ds Glück eim?

Irgendwenn chunnt me immer a
Irgendeinisch geit’s gäng wieder witer
Du chasch no so töiff ir Sosse schtah
Irgendwenn chunnt me immer a
Irgendwo geit e Türe uf
Viellech nume ganz e schmale Schpaut
öpper schteit uf irgendöppis druf
U irgendwo geit e Türe uf
Irgendeinisch fingt ds Glück eim

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