Winter in der Weidhütte, Teil 3: Ä chli Schwitze muess es

Winter? Welcher Winter? 🙂 Der Frühling ist auch hier in der Wildnis angekommen. Einerseits schön, nicht mehr bei 2° aufzuwachen und mit deutlich weniger Holz auszukommen, andererseits schade um die schön verschneite Wintermärchenlandschaft. Aber, der kommt schon wieder, gäll Winter, du kommst wieder? Jäjo!

Ich hatte die Tage Besuch von zwei portugiesischen Frauen. Wir haben uns dem Projekt einer Outdoor-Sauna angenommen.

Platzwahltechnisch standen Wald oder Fluss zur Auswahl. Die Platzbeschaffenheit im Wald war besser – ebener und größer – doch Sauna, heißer Dampf und Fluss, kaltes, erfrischendes Wasser, irgendwie gehört das dann doch zusammen. Also Fluss.

Erst sammelten wir geeignetes Rohmaterial in Form von trockenen, gut beugbaren, nicht zu dünnen und nicht zu dicken Ästen. Das ließ sich gut finden. Als Nächstes wurde mit einem Holzstück in der Mitte und etwas Schnur ein Kreis abgezeichnet. Diesen mit Eckpunkten versehen. Bei den Eckpunkten etwas massivere Holzstücke als Fundament in den Boden hämmern. Die Holzstücke dienen als Halterung für die Äste, welche dann einmal quersandein rübergebeugt und mit Schnur an den Holzstücken befestigt werden. Dann in der Mitte ein schönes Loch für die heißen Steine buddeln. Rundherum fünf geeignete Steine als Sitzhöcker hinlegen. Die Plache (die mit den Pflästerlis drauf) rüberziehen, untenrum mit Steinen befestigen, an den Rändern mit Sand möglichst luftdicht verschließen. Und fertig war das Schmuckstück.

Die Outdoor-Sauna. Sie funktioniert. Ich freue mich, momentan praktisch jeden Abend chli ga ds Schwitzä. Sie hat noch, nicht unbedingt Luft gegen oben, sondern eher noch viel Luft nach innen. Da lässt sich bestimmt noch etwas tüfteln und ich werde probieren sie dichter zu verschließen oder allenfalls ein zweites Tarp drüberziehen, damit die Wärme besser drinbleibt.

Die Steine sollten so heiß wie möglich sein. Als Faustregel gilt, wenn der erste explodiert, dann ist davon auszugehen, dass sie genügend Hitze abgeben. Anfangs startete ich ein Feuer und legte dann die Steine rein. Mittlerweile lege ich erst die Steine auf die Feuerstelle, um dann das Feuer obendrauf zu starten. Beides geht. Vor und nach der Sauna natürlich ein kaltes Bad im Fluss nehmen. Da kann man auch einfach mal mit dem kleinen, linken Zehen anfangen. Oder mit beiden kleinen Zehen.

Und sonst? Sonst haben sich meine Lieblingsplätze um die Hütte rum etabliert. Im Wald, die Luft. Etwas erhöht auf dem Hügel, die Morgensonne und die Aussicht ins Tal. Am liebsten bin ich beim Fluss unten. Auch, aber nicht nur wegen der Sauna. Ich vergesse dort unten die Zeit. Bin einfach. Laufe herum, entdecke schöne, spezielle Steine. Oder Äste. Räume auf, sammle Brennholz. Neben mir das Wasser, das kraftvoll durchs Tal rauscht. Und dann Abends, wenn’s eindunkelt, ein schönes Indianer-Lagerfeuer machen. Dem Knistern lauschen und den Flammen zuschauen. Nicht eine Sekunde, in der das Feuer gleich ausschaut. Stetig in Bewegung, verändert es sich, formt sich neu. Wird lauter, leiser, schwächt ab, erstarkt wieder. Und glüht dann genüsslich vor sich hin.

Hildegard von Bingen meinte einmal:

„Im Menschen sind Feuer, Luft, Wasser und Erde, aus ihnen besteht er.
Vom Feuer hat er die Wärme, von der Luft den Atem,
vom Wasser das Blut und von der Erde den Körper.
Dem Feuer verdankt er das Sehen, der Luft das Hören,
dem Wasser die Bewegung und der Erde seinen Gang.“

Schön, den Elementen der Erde etwas näher zu sein.

Das war’s von Teil 3 vom Winter in der Weidhütte. Vielen Dank fürs Lesen.

Hier geht’s:

Abschliessend noch ein Wort zu workaway:

Tolle Plattform, sowohl für Gastgeber wie auch für Reisende. Als erstes hatte ich Christian und Benedikt bei mir zu Gast, sie halfen mir den Van umzubauen. Dann kamen Patrik & Josefa, mit ihnen zusammen renovierten und frischten wir die Weidhütte auf. Meine dritten Workies waren Maria & Laura, sie unterstützten mich das „Mini-Mountain-Festival“ vorzubereiten und durchzuführen. Und nun Raquel & Tanja mit dem Aufbau der Outdoor-Sauna. Allesamt waren es auf seine Art schöne Begegnungen mit schönen Menschen – zusammen etwas kreieren und gestalten. Dazu eine Win-Win-Situation: Als Host resp. Gastgeber erhältst du bei einem Projekt kostenlose Unterstützung, als Reisende/r halten sich einerseits die Ausgaben in Grenzen, indem man Kost & Logis spart, und andererseits lässt sich eine wertvolle Lebenserfahrung mitnehmen in dem man direkt vor Ort bei Land & Leute mitwirkt. Daher, Danke & Daumen hoch für workaway.info.

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